“Kurzrezension Degenesis Psychonauten und ein Lesetipp”

Degenesis Feldberichte Psychonauten

Feldberichte Psychonauten bei Sighpress

Ich hatte neulich Zeit zu Lesen, und so hab ich mir den Feldbericht Psychonauten für das Degenesis-Rollenspiel vorgeknöpft, der schon eine ganze Weile im Regal stand. Mit Degenesis selbst hab ich bis auf eine Runde Degenesis: Verrohung (Savage Worlds) unter der Leitung von Zornhau keine Erfahrung, und da im Netz bisweilen ganz ordentlich geschimpft wird auf das System und das Setting, war ich gespannt, was mich erwartet.

… ein Lesebuch. Ein wirklich interessantes, meist gut geschriebenes Buch mit wirren Geschichten, die das Leben in der Welt von Degenesis beschreiben. Wie nett.

Ich hab andere Rezensionen gelesen, die meisten scheinen meine Meinung zu teilen. Zum Beispiel schreibt Marcello Marceddu auf helden.de:

Man sollte sich nur im Klaren sein, dass man hier kein übliches Quellenbuch bekommt, sondern mehr eine Art Puzzle, das man erst zusammensetzen muss. Das ganze Werk ist immerhin spannend und flüssig zu lesen. (Quelle)

Eine andere Stimme von die-dorp.de:

FB:P ist tatsächlich ein Quellenbuch, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet. (…) Was richtig nervt, sind die vielen kleinen Kurzgeschichten, welche sich immer mal wieder mitten im Text finden. Diese lesen sich wie die Aufzeichnungen von Wahnsinnigen auf Drogen, ständig irgendwelches tiefgründige Geschwätz, ohne Inhalt, ohne Nutzen. Trotzdem liest sich FB:P, bis auf die ganz wirren Passagen, ganz gut und flüssig. (…) Es kommt auch der Eindruck auf, als würde man hier lieber versuchen Kunst zu schaffen, anstatt ein Quellenbuch zu schreiben. Leider ist Degenesis ein Spiel, auch wenn es ein Rollenspiel ist. Und als Spielmaterial ist FB:P überhaupt nicht zu gebrauchen. (Quelle)

Boris und Arkadi Strugatzki

Boris und Arkadi Strugatzki

Und dann ist mir aufgegangen, dass das Buch ein ziemlich guter Ripoff vom Roman „Die Schnecke am Hang“ von Arkadi und Boris Strugatzki ist, welcher 1968 geschrieben wurde, in Deutschland 1994 bei Suhrkamp erschien und 2011 in der Gesamtausgabe der Brüder Strugatzki bei Heyne neu aufgelegt wurde. Ich empfehle allen geneigten Lesern, sich die Gesamtausgabe in sechs Bänden zuzulegen, denn die Bücher sind wirklich großartiger Stoff und vor allem besser als der Feldbericht, da Original.

Dann hab ich nochmal im Disputorium nach Degenesis gesucht und bin über ein Interview von LORP mit Settembrini aus 2006 gestolpert, in dem er schreibt:

Trotz aller wohlfeiler Theoriediskussion, wird in Deutschland immer nur der gleiche Schrott für die Stimmungsspieler produziert. DeGenesis ist da ein gutes Beispiel. Stimmungstexte ohne Ende, aber das Spiel selbst ist unspielbar. Nur mit großen Kopfschmerzen und viel Aufwand ist daraus eine Kampagne zu formen. (Quelle)

Und ich dachte mir, Momentchen mal, als ich das Buch gelesen hab, hatte ich durchaus den Eindruck, dass da jede Menge Abenteuer drinsteckt. Aber weiter schreibt er:

Und sowas sind eben schlechte Produkte, wenn der Kunde noch soviel Arbeit damit hat. Tragischerweise ist der deutsche Kunde so dressiert, dass so was als gut und richtig empfunden wird. „Auf die Regeln kommt es ja nicht an“ oder „Ein guter Meister kann alles gut machen“ oder „Ich finde die Welt so cool“ sind typische Aussagen.

Und ja, unumwunden muss zugegeben werden, dass ein Lesebuch eben kein Spielmaterial ist.

Veröffentlicht am 5. Mai 2013, 2 Kommentare

Kommentare:

  • alexandro sagt:

    Beim Durchblättern habe ich auch gesehen, dass dort auch ein paar neue Psychonauten-Kräfte hinten drin sind. Taugen die was (als Inspiration)?

    P.S: Falls du den Band loswerden willst, schreib mich einfach mal an.

    • Benjamin sagt:

      Wie geschrieben, ich hab keine Erfahrung mit dem Regelwerk von Degenesis, aber ich fand die Phänomene durchaus interessant. Sie bilden vor allem das ab, was vorher in dem vielen Text über die unterschiedlichen Psychonauten beschrieben wurde.

      P.S: Nö. Vielleicht fällt mir ein, wie ich die Phänomene nach Traveller transportieren kann. Versporung im 3I, das wär mal eine Aufgabe.