“World of Warcraft, sechs Jahre später”

World of Warcraft Cataclysm

World of Warcraft

Vor einem Monat hab ich es wieder installiert, dieses beste unter allen MMOs, und schon gestern hab ich das Abo wieder gekündigt. Die Grafik war zwar 2004 schon oll, aber das hält mich ja nicht ab, ein gutes Spiel zu spielen, nein. Irgendwann 2006 habe ich vor allem aus Kostengründen aufgehört. Es ist mir nicht leichtgefallen, aber ich hab weiß Gott genug Hobbies, daher hatte ich genug zu tun. 2007 kam die Erweiterung Burning Crusade und ich erhielt eine Woche kostenfreien Zugang zu den neuen Inhalten. Diese Woche hab ich nicht mal mehr ausgenutzt.

Die Veränderungen von 2006 zu heute sind deutlich zu spüren: Wo man früher durch Gegenden voller Spieler lief, herrscht heute gähnende Leere. Auch wenn ich nie viel interagiert habe, fühle ich mich so ziemlich verloren. Der zweite Punkt, der mich ziemlich irritiert ist, wie schnell man jetzt aufsteigt. Damals gingen schon mal die passenden Quests für die Stufen aus, heute kann man gut die Hälfte der Aufgaben sein lassen. Natürlich ist so der Wiederspielfaktor wesentlich höher, aber für mich leidet das Spiel unter dem rasanten Fortschritt.

World of Warcraft Ettin

Die einzige Gruppe in einem Monat Spielzeit besteht aus NPCs

Andererseits habe ich heute weder die Zeit noch die Lust, einen Charakter konsequent bis Stufe 820 zu spielen oder mich wie damals in einer Gilde zu engagieren, daher würde ich meine Beschwerden eher als Nostalgie abtun. Es hat mir die letzten Wochen Spaß gemacht, die alten Gegenden wieder zu sehen und überhaupt das von Damals zu erleben. Aber vor allem habe ich das Spiel mit wehmütigem Auge betrachtet, wie ich manchmal Raucher betrachte, wenn sie mit augenscheinlich großem Genuss rauchen. Das habe ich übrigens ungefähr zur gleichen Zeit aufgegeben. Zugegebenermaßen sind die neuen Quests aber teilweise wirklich sehr gut geworden.

Vielleicht ein Wort zum „Suchtpotential“: Mir stellt sich das Phänomen so dar, dass vor allem die in der Gesellschaft und im Selbstbild ungefestigten Personen (Jugendliche oder Spätzünder) anfällig für eine „Abhängigkeit“ sind. Das Belohnungssystem beispielsweise wird oft thematisiert, so wie bei McDoof das Kindermenü, aber echt jetzt: Welcher gefestigte Erwachsene lässt sich davon ernsthaft in eine Abhängigkeit treiben, wenn er die Wahl hat, Karriere zu machen, eine Familie zu gründen oder was Erwachsene sonst so machen?

Ich sehe WoW vor allem als eine Möglichkeit für Jugendliche, in einer fantastischen (und daher für Eskapisten attraktiven) Welt eine wichtige und verantwortungsvolle Rolle für andere Spieler zu übernehmen, in Raids, Gilden oder einfach als Erklärbär für Nubs. Als Single Player wäre es nie so erfolgreich gewesen, die soziale Komponente spielt also eine extrem wichtige Rolle. Ich denke, dieser Aspekt kommt in den Diskussionen oft zu kurz.

Veröffentlicht am 7. Juli 2012, Keine Kommentare

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